Deutschlandumrundung Reisezeit Ende September - Anfang Oktober 2010 Motorrad BMW R1150GS Foto Pentax K20D / Objektiv Tamron 18-250 Navigation Garmin Zumo Eigentlich sollte in diesem Jahr nicht mehr viel passieren, evtl. noch ein paar kleine Touren zusammen mit Nadine und Doris und das sollte es dann gewesen sein. Es kam aber anders und mein Resturlaub aus 2009 musste auch noch abgebaut werden. Die Umfahrung von Deutschland fiel mir da spontan ein. Ran an den Rechner und mal eine Grobplanung vorgenommen ... ca. 4.800km. Am Montag den 13.09.2010 ging es los. Teil 1 der Deutschlandumrundung ... der Norden. Nach dem Aufstehen der erste kleine Dämpfer ... es regnet. Die Straßen sind nass, aber zum Start um 07:30h ist es in Berlin trocken. Als Tagesziel habe ich mir Kiel vorgenommen. Mein Weg führt mich an der Müritz vorbei in Richtung Waren . Kurz nach Kremmen wird der Verkehr immer dichter und es beginnt zu regnen. Ab in die Regenkleidung und einen kurzen Zwischenspurt auf der Autobahn hinlegen, damit ich schneller nach Wismar komme. In der Nähe von Waren geht es wieder von der BAB und nun beginnt endlich der Urlaub. Warum ich in Wismar beginne, werden sich Einige fragen. Rostock ist das Ziel im Teil 2 der Deutschlandumfahrung. Ich werde mich am 22.09.2010 gegen 22.00h mit meinem Kollegen Michael im Hafen von Rostock treffen, um eine kleine Schwedenrunde einzulegen. Kaum an der Müritz angekommen, zieht sich der Himmel wieder zu und der Regen beginnt erneut. Ich lasse mich aber nicht beeindrucken und fahre weiter. Im Wismar angekommen, kann man die vergangene Schönheit dieser Stadt immer noch sehen. Als eine der Hansestädte konnte Wismar in der Blütezeit aus dem Vollen schöpfen. Heute sieht man an vielen Ecken wie es um diese Stadt und die Region steht. Die Stadtbesichtigung spare ich mir, denn bei dem Regen macht das auch keinen Spass. Auf dieser Tour wird eher das Fahren im Vordergrund stehen. Entlang der Ostseeküste geht es in Richtung Lübeck . In Lübeck angekommen, lasse ich es mir nicht nehmen eine kleine Stadtbesichtigung zu machen und auch ein paar Fotos zu schießen. Zum Glück ist es in diesen Augenblicken trocken und ich kann ein bisschen abtrocknen. Auf dem Weg nach Kiel komme ich an einer Ferienanlage mit dem Namen Kalifornien vorbei. Es gibt hier auch noch Brasilien und Sibirien.... verrückte Welt. Ich lasse die Dicke ein bisschen fliegen und komme vor dem Regen in Kiel an. Kiel begrüßt mich mit ein paar wärmenden Sonnenstrahlen und ich kann den klammen Regenkombi ausziehen. Meine Sachen darunter sind erstaunlicher Weise immer noch recht trocken, das sollte sich aber im Verlauf der Reise noch ändern. Im Frühstücksfernsehen hat der Wettermann von Sturm-/Orkanböen und Starkregen für den Norden gesprochen. Aussicht auf Besserung soll es erst in Friesland geben. Ich starte um 08:00h bei strömenden Regen in Richtung Flensburg. Doch nach den ersten Kilometern auf der BAB entschließe ich mich nach Husum abzudrehen. Die ersten Sturmböen haben mich erwischt und der Regen nimmt an Heftigkeit zu. Kurz vor Husum kommt dann der versprochene Starkregen. Die Straßen sind binnen Minuten überflutet und mein Regenkombi auch. Ich denke, das alte Teil (immerhin 6 Jahre alt) hat es jetzt hinter sich. Die Nordseeküste fliegt an mir vorbei, ohne dass ich sie Richtig sehen kann. Regen und Sturm begleiten mich den ganzen Tag. Gegen Nachmittag komme ich in Jever an und meine Stimmung ist auf dem Nullpunkt. Ich entschließe mich den Tag schnell abzuschließen und einen Tag früher in Düsseldorf aufzuschlagen. Also ab über die Landstraßen und zum Schluss BAB. Gegen 18:00h erreiche ich Düsseldorf und bin froh den Tag hinter mir zu haben. In meinen Stiefeln steht das Wasser und meine Motorradkleidung ist auch bis auf das T-Shirt durch nass. Während der Fahrt nach Düsseldorf machen sich immer mehr Vibrationen im Bereich des Vorderrades bemerkbar. Wie sich einen Tag später herausstellen sollte, hat sich das Radlager vorne verabschiedet. Bei 90.000km kann das schon einmal passieren. Für den Mittwoch ist Putz- und Flickstunde angesagt und ich werde den Tag in meiner Garage in Düsseldorf verbringen. Am Donnerstag breche ich dann in Richtung Ulm auf um mich mit meiner Freundin zu treffen. Wir haben am Sonntag eine kleine Tour nach Blaubeuren unternommen und uns den Blautopf angesehen. Hier entspringt die Blau. Es ein schönes Naturschauspiel den nahezu runden Quellteich zu sehen. Wenn man in der Nähe ist lohnt sich auf jedem Fall der Besuch. Deutschlandumrundung Teil 2 Der Weg führt mich von Ulm nach Frankfurt-Oder, immer entlang der Grenze. Es ist zum ersten mal richtig kalt und man kann seinen Atem sehen. Die ersten Kilometer sind erst einmal etwas zäh, aber als ich durch den ersten Berufsverkehr durch bin, kann ich mich wieder auf die kleinen Nebenstraßen und Landstraßen konzentrieren. Obwohl es kalt ist, macht es wie immer extrem viel Spaß. Hier im bayrischen Hinterland hält sich der Verkehr in Grenzen und ich kann mich ganz auf die Landschaft und das Fahren konzentrieren. Vorbei an Schwandorf - Hof - Plauen komme ich gut voran und gönne mir einen kleine Brotzeit auf einer Bank vor einer kleinen Kapelle. Hier kommt mich noch ein Hund besuchen und kann gar nicht genug von meiner Brezel bekommen. Seine Besitzer haben alle Mühe ihn von mir fortzulocken. Irgendwo auf dem Weg habe ich die Grenze nach Tschechien überquert. Ich fahre weiterhin auf Nebenstraßen und kleinen Landstraßen und werde in Tschechien mit schönen Straßen und auch Schotterpisten belohnt. Am ersten Abend mache ich Zwischenstation in Zwota (Vogtland). Ich finde ein schönes kleines Hotel und kann den Abend gemütlich ausklingen lassen und mir die Strecke für den nächsten Tag ansehen. Die Nacht war erholsam und ich kann es kaum erwarten weiter zu ziehen. Auf der Sitzbank meiner Maschine hat sich ein komisches weißes Zeug breit gemacht. Bei genauerer Untersuchung stellt sich heraus dass es eine dünne Rauhreifschicht ist ..... Kurztrip Schweden, Mittwoch 22.09.2010 Ich treffe mich mit Michael bei Louis in Berlin und wir fahren gemeinsam nach Rostock um die Nachtfähre nach Trelleborg zu nehmen. Es ist schon beeindruckend wie viele Fahrzeuge auf einer großen Fähre Platz finden. Irgendwann sind wir an der Reihe und können unsere Bikes an der Schiffswand abstellen. Spanngurte .... Fehlanzeige. Michael fragt einen der Arbeiter auf dem Deck nach dem Zurrmaterial und erhält als Antwort Ropes are on the side". Hier fanden sich ein paar alte „Ropes" mit denen wir die Motorräder sichern konnten. Die Überfahrt verlief vollkommen ruhig, bis auf ein kleines Vibrieren war nichts zu merken. Nach einer kurzen Nacht kamen wir in Trelleborg an. Direkt vom Hafen schlugen wir den Weg nach Göteborg via Autobahn ein. Die Distanz ist überschaubar aber auf Grund der 110km/h Beschränkung auf schwedischen Autobahnen ziehen sich die Kilometer wir Kaugummi. In Göteborg angekommen haben wir uns im Hafen eine Stärkung gegönnt und den ersten Tag geplant. Von Göteborg in Richtung Jönköping geht es am Ufer des Vätternsee entlang. Für mich ist es meine erste Schweden-Erfahrung und das Land hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Unser Weg führt uns durch die unterschiedlichsten Landschaften vorbei an kleinen und großen Seen über unterschiedlichste Wege. Die Streckenführung hält für uns ebenso Teerstraßen in sehr gutem Zustand als auch Teerstraßen mit Sand/Schotter oder Splitt und Feldwege/Schotterpisten parat. Für Abwechslung ist also gesorgt und es kommt keine Langeweile auf. Für die Nacht haben wir uns den Campingplatz in Karlsborg ausgesucht, da keiner von uns Erfahrung mit Schweden hat ist die Wahl einer „Hütte" für uns ein bisschen wie eine Wundertüte. Vor dem geruhsamen Abend in einer Hütte gibt es aber noch ein kleines Hindernis. Wir befinden uns in der Nachsaison und da ist die Rezeption des Campingplatzes nicht mehr besetzt und wir kennen gerade nicht die internationale Vorwahlnummer von Schweden um über ein deutsches Handy die angegebene Telefonnummer anzurufen. Ein Schwede hilft uns in dieser Situation aus und ruft für uns an. Kurze Zeit später können wir die Hütte beziehen. Morgens frühstücken wir auf unserer kleinen Veranda. Es ist relativ warm in Schweden und wir können ohne Probleme draußen sitzen. Leider ist es zu diesig und wir können nur das Ufer des Sees sehen (ist ca. 50 Meter von unserer Hütte entfernt). Heute geht die Tour Richtung Stockholm und dann weiter in Richtung Öland . So ist der Plan, aber wir haben uns ein wenig verschätzt und Stockholm empfängt uns mit Massen von Autos und Menschen. Ich hätte nicht geglaubt nach einem Tag in der Abgeschiedenheit der schwedischen Seenlandschaft so negativ auf diese Stadt zu reagieren. Michael und ich fahren in die Innenstadt, um eine wenig von Stockholm zu sehen und eine Kleinigkeit zu essen. Nachdem wir die Bikes abgestellt haben, wandern wir ein wenig durch die Einkaufsmeile von Stockholm. Das Gedränge und Gewühl in Stockholm schreckt uns relativ schnell ab und wir machen uns wieder auf den Weg raus aus der Stadt. Für Öland ist es mittlerweile viel zu spät und wir schlagen einen Weg in Richtung Motala ein. Hier haben wir Glück, der Campingplatz ist noch geöffnet und wir können wieder eine schöne Hütte beziehen. Unser Abendessen nehmen wir in Harrys Pub in Motala ein. Hier fallen wir mit unseren Motorradklamotten auch wieder auf. Frühstück findet diesmal in der Hütte statt, draußen ist es zwar immer noch relativ warm, aber auch sehr feucht. Nach dem Frühstück wird aufgesattelt und die nächste Etappe in Angriff genommen. Nachdem wir am Morgen noch mit Deutschland telefoniert hatten, um die letzten Daten für die Rückfähre zu bekommen, haben wir uns entschieden von Gedser (Dänemark) die Tagfähre zu nehmen. Unser Etappenziel für diesen Tag ist Malmö . W ieder geht es vorbei an einer Vielzahl von Seen und wir haben einen schönen Fahrtag. Wir trödeln ein bisschen und haben am Abend das Nachsehen. In Malmö angekommen, wollen wir wieder auf einem Campingplatz eine Hütte mieten. Hierfür haben wir uns den Campingplatz in der Nähe der Öresundbrücke ausgesucht. Leider ist die Rezeption wieder mal nicht besetzt und auch ein Anruf der Campingplatzbetreiber bringt keine Lösung. Wir müssen draußen bleiben und uns eine andere Unterkunft für die Nacht suchen. Die Lösung wird in Form eines Formule 1 Hotels in Malmö schnell gefunden. Noch einen schnelle Blick auf die Brücke und dann ab zum Hotel. Nachdem wir das Zimmer bezogen haben, geht es mit den Bikes in die Stadt. Die Altstadt von Malmö ist wirklich sehenswert, aber wir merken schnell, dass Leute in Motorradkleidung hier fehl am Platz sind. Die Leute sehen uns nicht nur an als ob wir vom Mond kommen, sondern wir werden auch nicht bedient (eine Erfahrung die ich schon viele Jahre lang nicht mehr gemacht habe). Ein bisschen frustriert fahren wir zurück zum Hotel und genehmigen uns ein Bier von der Tanke und ein paar Kleinigkeiten vom großen gelben M. Tag der Rückreise. Die Öresundbrücke wartet auf uns und wir machen uns früh auf, sie zu überfahren. Völlig unspektakulär, kein Wind und zu sehen gibt es auch nichts, der Invest von 205,- Kronen pro Maschine hat sich unter diesem Aspekt nicht gelohnt. In Dänemark angekommen, will ich noch schnell ein Foto der Brücke machen, muss aber festellen, dass Sie vom Ufer aus im Nebel und Dunst verschwunden ist. Dann geht es weiter nach Gedser. Auf dem Weg betreiben wir noch ein bisschen Inselhopping und fahren über Brücken und Deiche. Das Wetter wird immer rauher, die Temperaturen gehen runter und die Luftfeuchtigkeit nimmt zu. In Gedser angekommen, haben wir noch ein wenig Wartezeit zu überbrücken und müssen feststellen, dass es vor Ort im Fährhafen keine Möglichkeit gibt sich aufzuwärmen und/oder etwas zu essen. Als die Fähre angelegt hat, können wir als ertste an Bord. Diesmal ist es eine relativ kleine Fähre und wir merken den Seegang deutlich. Um nicht auf die „Ropes on the side" angewiesen zu sein, haben wir noch ein paar Spanngurte gekauft. Die Invenstition war unnötig denn auf dieser Fähre gibt es richtiges Spannmaterial für Motorräder. Wir nehmen jetzt aber erst recht unsere Gurte. Die Überfahrt dauert zwei Stunden uns wir sind wieder zurück. In Rostock noch schnell was essen und dann weiter nach Berlin. 80km vor Berlin kommt es wie es kommen muss..... Regen. Zuerst nur ein paar Tropfen aber dann geht es los. Bis ich zu Hause bin, habe ich „Landunter". Michael und ich trennen uns am Flughafen Tegel und fahren jeder in seine Richtung. Schweden war eine tolle Erfahrung, auch wenn wir nur ein paar Tage Zeit hatten, um ein paar Eindrücke zu sammeln. Ich werde dieses Land auf jeden Fall wieder besuchen und dann mehr Zeit mitbringen. Die Deutschlandumfahrung geht weiter Über Eupen nach Monschau und dann wieder zurück nach Belgien. In St. Vieth schnell etwas einkaufen, damit ich später auch eine standesgemäße Rast mit Baguette, Käse und Wurst machen kann. Einen kurzen Abstecher nach Rodt kann ich mir nicht verkneifen. Hier befindet sich neben einem Skigebiet, oberhalb von St. Vieth, auch ein Biermuseum und der Austragungsort des jährlichen Schlittenhunderennens . Wenn man also mal Langeweile hat und sich zufällig im Februar in der Nähe von Belgien aufhält, sollte man diesem Ort einen Besuch abstatten. Vorbei an der Burg Reuland zieht es mich weiter in Richtung Diekirch. Hier lege ich eine kleine Pause ein und genieße in der Sonne sitzend meine Mittagessen. Danach lasse ich mich weiter treiben und verliere auch wenig die Zeit aus dem Blick. Ich pendel immer wieder zwischen Deutschland, Belgien und Luxemburg.Am Nachmittag komme ich im Dreiländereck an. Hier treffen Deutschland, Luxemburg und Frankreich zusammen. Ein kurzer Abstecher über die Moselbrücke nach Schengen . Hier findet man an jeder Straßenecke Hinweise auf das vereinte Europa und sogar ein Stück der Berliner Mauer steht vor dem Europamuseum . Es ist aber schon schon spät und ich möchte heute noch weiter. Also zurück über die Brücke und nach rechts abbiegen, schon bin ich in Frankreich. Ich liebe Frankreich und fahre hier für mein Leben gerne Motorrad, auch wenn ich kaum ein Wort französisch spreche, hatte ich bis heute keine großen Probleme in diesem Land. Vorbei an alten Burgen führt mich mein Weg in Richtung meines Tageszieles Saarbrücken. Hier muss ich leider feststellen das auf Grund einer Messe alle Hotels belegt sind. Was nun? Zurück nach Frankreich oder weiter durch Frankreich in Richtung Kehl? Kurz Tanken und dann weiter. Kehl ist das nächste Ziel. Es fängt an zu dämmern und ich fahre über schöne Straßen durch Frankreich. Mit der Dunkelheit kommt auch die Kälte und vor allem stellenweise Nebel mit Sichtweiten unter 20 Metern. Die Strecke zieht sich, aber ich möchte nicht abkürzen sondern fahre die festgelegte Route. Immer wieder sehe ich bei Ortsdurchfahrten Vertreter der französische Rennleitung mit Lasermessgeräten. Die haben in den letzten Jahren ziemlich aufgerüstet und machen „Ernst". Verkehrssünder haben hier nicht viel zu lachen. Endlich in Kehl angekommen fahre ich das erst beste Hotel an um ein Zimmer für die Nacht zu buchen. Auch hier ist wieder alles ausgebucht und ich fahre noch zwei weitere Hotels an bei denen es auch keine Zimmer mehr gibt...... „Regionalmesse". Es ist 21:30h und ich habe immer noch kein Zimmer für die Nacht. Ich rufe meine Freundin an und lasse Sie mal eben im Internet suchen und tatsächlich findet Sie für mich ein Zimmer in 38km Entfernung. Eigentlich hat der Gasthof heute geschlossen, aber sie nehmen mich trotzdem für die Nacht auf. Ich kann mein Motorrad sogar in einer Scheune abstellen und bekomme ein schönes Zimmer. Am nächsten Tag schlage ich den Weg in Richtung Freiburg ein. Obwohl die Landschaft schön ist und ich meinem Prinzip der Umfahrung von größeren Städten treu bleibe, kommt heute kein Fahrspaß auf. Es ist einfach zu viel Verkehr in dieser Region. In Freiburg angekommen, gönne ich mir ein frühes Mittagessen und freue mich auf die weitere Fahrt in Richtung Allgäu. Es bleibt nur eine Entscheidung offen.... direkt am Bodensee oder oberhalb entlang fahren. Die Entscheidungen nehmen die ersten Meter in Fahrtrichtung Schaffhausen ab. Es ist Freitag Mittag und eine Autolawiene zwängt sich über die Landstraßen in diese Richtung. Ich biege also ab und gebe mich wunderbaren Bergen und Tälern hin, um dann zwischen Tuttlingen und dem Bodensee über kleine Nebenstraßen meinen Weg in Richtung Allgäu zu finden. Ab Sonthofen geht es dann für ein paar Kilometer über die deutsche Alpenstraße bis ich, nach einem kleinen Abstecher durch Österreich, endlich den Ortseingang von Garmisch Partenkirchen erreiche. Von hier sind es nur noch ein paar Kilometer bis Krün und in der bekannten Herberge werde ich wieder herzlich von der Chefin empfangen.Nach einem üppigen Abendbrot begebe ich mich auf mein Zimmer, um die Route für den nächsten Tag festzulegen und meine zum Teil klammen Klamotten alle vor den verschiedenen Heizkörpern aufzuhängen. Ich habe erst einmal für zwei Nächte gebucht und bin mir schon am ersten Morgen darüber im Klaren, dass ist verlängern werde. Nach dem Frühstück muss ich mich erst einmal wieder in die Regenkleidung zwängen. An den Bergen sind die Wolken hängen geblieben und ich muss auf den nächsten Kilometern erst einmal ein bisschen leiden. Mein heutiger Weg führt mich erst einmal nach Österreich. Kurz vor Insbruck hellt es langsam auf und der Regen hört auf. Ich nutze die Chance und lege meine Regensachen ab, nebenbei gehe ich noch schnell ein bisschen Einkaufen, damit ich für den heutigen Tag versorgt bin. Mein Weg führt mich über die alte Brennerstraße nach Italien. Kaum näher ich mich der Brennerstraße, werden die Motorradfahrer immer mehr. Es ist schon erstaunlich wie viele Biker zu dieser Jahreszeit noch auf dem Weg zum Gardasee sind. Nachdem ich die Grenze zu Italien überschritten habe, denken einige Biker sie befinden sich in einem gesetzlosen Raum, so hat es zumindestens den Anschein. Konnten sie auf der österreichischen Seite mit ihren Maschinen kaum von der Stelle kommen, so reißen sie in Italien sofort den Hahn auf und vergessen gleichzeitig das auch hier Verkehsrregeln gelten. Kurz hinter Brennero fahre ich in Richtung Jaufenpass . Die Anfahrt ist sonnig, der Asphalt bietet guten Grip und ich lasse mich einfach treiben. Je höher ich komme, um so tiefer sinken die Temperaturen. Am Straßenrand liegen vereinzelt ein paar Schneehaufen und kündigen den nahenden Winter an. Kurz vor der Gipflestation mache ich eine kleine Pause und genieße meine Brotzeit. Vom Jaufenpass dann weiter in Richtung Timmelsjoch . Hier wird das Wetter etwas schlechter. Der Aufstieg führt zum Teil durch dichten Nebel und an der Gipfelstation bei 2509m fällt ein wenig Schnee. Ich verweile hier nur ein paar Minuten und gönne mir den zweiten Gang meiner Brotzeit. Danach mache ich mich wieder auf den Weg nach unten. Auf der österreichischen Seite noch schnell die Maut bezahlt und dann haben mich die Täler und der Sonnenschein wieder.Der Wegt zurück nach Krün führt mich entlang der Berge und durch schöne Täler, die in der untergehenden Herbstsonne ihren ganz besonderen Reiz haben. An diesem Abend verlängere ich meinen Aufenthalt um einen Tag. Der zweite Tag führt mich in Richtung Kufstein. Diese Tour wollte ich eigentlich während des BMW Motorrad Treffen fahren, aber die unendliche Hitze im Juli hatte uns einen Strich durch diesen Plan gemacht. Jetzt also im Oktober. Ich umgehe wieder die meisten großen Städte auf meiner Route und fahre über herrliche kleine Straßen durch Ortschaften/Dörfer die oftmals nur aus einer Ansammlung von 7-10 Häusern bestehen. Gegen Mittag sehe ich in der Ferne Kufstein . Die Burg thront über der Stadt und zeigt sich jedem Besucher schon von weitem. Der Stadt selber statte ich in diesem Jahr keinen Besuch ab. Meine Weg führt mich weiter Richtung Tatzelwurm u nd von dort zum berüchtigten Sudellfeld nach Bayrisch Zell. Das Sudelfeld macht heute seinem Namen alle Ehre, denn nachdem der Almabtrieb stattgefunden hat, haben die Rindviecher ihre Hinterlassenschaft auf der Straße verteilt. Ein paar Bremsspuren an ungewöhnlichen Stellen zeigen mir das auch andere Biker mit den Tücken der Natur gekämpft haben. Ich befahre die Strecke in beiden Richtungen und bin immer wieder verwundert wie viel kreative Straßenbauer mit Bitumen anrichten können. Die Strecke ist schön zu fahren, aber all die Bitumenstreifen nerven schon mächtig und ich kann mir vorstellen wie es hier bei Regen sein muss. Auf meine Weg von Bayrsich Zell zurück nach Krün mache ich noch Bekanntschaft mit zwei bildhübschen dunkelhaarigen Vollblutrindern. Die beiden (von mir gleich Thelma und Louise getauft) liefen an einer der Landstraßen frei umher und genossen sichtlich den Tag. Als ich mich entschloss eine kleine Pause einzulegen und einen Fluss zu fotografieren kamen beide über die Straße und stellten sich an die Böschung, um zu sehen was ich da unten am Fluss wohl täte. Nachdem sie mich beobachtet hatten, liefen sie zu meiner Maschine und nahmen diese genauer in Augenschein und versuchten durch Alblecken des Koffers die Geschmacksrichtung zu bestimmen. Sie schien ihnen nicht zu schmecken und sichtlich gelangweilt zogen die beiden Granzien ihres Weges, nicht ohne nochmals nach mir Ausschau zu halten. Der letzte Abend in Krün wurde dann nochmals zum kulinarischen Hochgenuss. Alles gute der bayrischen Küche ging über meinen Tisch (na gut nicht alles aber vieles). Am Morgen standen dann die letzten Kilometer der Deutschlandumfahrung an. Mein Weg führte mich nach Regensburg und von dort bis zur Walhalla. Auf meiner Anreise konnte ich es mir nicht verkneifen einen kleinen Abstecher durch München zu machen. Es ist einfach schön zu sehen, wie an einem Sonntag Vormittag die Menschen in Richtung Oktoberfest strömen. Die meisten dabei in Trachten gekleidet. Letzte Etappe auf meiner Rundfahrt ist die Walhalla . In der Nähe von Regensburg hat König Ludwig I dieses imposante Bauwerk errichten lassen. Für mich der krönende Abschluss meiner Reise. Leider kann man das Bauwerk nicht komplett besichtigen, da Renovierungsarbeiten stattfinden. Mein Fazit dieser Reise. Man muss nicht immer weit fahren um tolle Straßen zu finden und schöne Landschaften zu sehen. Für mich kam bedingt durch Regen und Sturm der Norden zu kurz (deshalb werde ich den nochmals gesondert erfahren). Die Highlights waren auch diesmal wieder die bekannten Verdächtigen .... Ardennen, Eifel, Allgäu. Zu kurz gekommen sind der Schwarzwald und die Pfalz. Für mich wieder neu entdeckt Tschechien, das Vogtland und das Fichtelgebirge. Ich habe wieder viele Ideen für weiter Touren mitgebracht und wer weiß vielleicht gibt es ja noch in diesem Jahr eine Spätherbst oder Wintertour. Natürlich habe ich durch meine Art der Umfahrung mehr als die geplanten 4.800km zurück gelegt … aber was soll es. Hauptsache es hat Spaß gemacht.
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